AKTUELLE MELDUNG (15. Oktober 2003)
>>Staatsanwalt will Berufsverbot für Internet-Bürgerrechtler
Siehe auch: >>Rechtsextremismus als Vorwand für Internet-Kontrolle (29. Januar 2003)
Unterschriftenaktion für Informationsfreiheit gestartet
26. Februar 2002, 16:30 Uhr
Internet-Initiative befürchtet »gesellschaftlichen
Rückschritt« durch Internet-Zensur
Die Internet-Initiative ODEM.org hat eine
Unterschriftenliste ins Leben gerufen, um so gegen
die in Nordrhein-Westfalen erlassene Sperrverfügung
gegen zwei ausländische Websites zu protestieren.
Erstunterzeichner der "Erklärung gegen die
Einschränkung der Informationsfreiheit" sind
hochkarätige Experten in Sachen Internet- und
Medienkompetenz, darunter die "Reporter ohne
Grenzen", der SPD-Bundestagsabgeordnete Jörg Tauss,
Grietje Bettin, medienpolitische Sprecherin von
Bündnis 90 / Die Grünen, Wolfgang Kleinwächter,
Professor für internationale Kommunikationspolitik
an der University of Aarhus (Dänemark) und Andy
Müller-Maguhn, europäischer Vertreter im
ICANN-Direktorium.
Die Erklärung, die Liste der Erstunterzeichner
sowie die aktuelle Unterzeichner-Liste, die schon
vor dem öffentlichen Start über tausend
Unterschriften enthält, befindet sich auf
http://odem.org/informationsfreiheit/
Auch wenn sich die Iniative grundsätzlich gegen
Sperrungen ausländischer Websites wehrt, ist der
unmittelbare Anlass die Sperrverfügung der
Bezirksregierung Düsseldorf, mit der sie die
Anbieter von Internet-Zugängen in
Nordrhein-Westfalen zwingen will, ihren Kunden den
Zugang zu vorerst zwei rechtsextremen Seiten aus
den USA zu verhindern. "Hier wird unter dem
Deckmantel des Kampfes gegen Rechts die
Informationsfreiheit eingeschränkt", sagt Alvar
Freude, Stuttgarter Medienkünstler und Initiator
der Erklärung. Bisher sei alles nur ein
Versuchsballon, die Sperrung mehrerer tausend
Seiten sei schon geplant.
Dass auch elektronische Post blockiert und
umgeleitet wird, hält Freude für einen massiven
Verstoß gegen das Fernmeldegeheimnis, zumal die
neuen Kommunikationstechniken immer mehr an
Bedeutung gewinnen würden. "Auch ein Postbote darf
nicht einfach einen Brief wegwerfen, nur weil der
Adressat eine 'persona non grata' ist", so sein
Vergleich.
Die beanstandeten Internet-Seiten würden weiterhin
bestehen, wären in Deutschland nur ausgeblendet und
für Laien nicht mehr erreichbar. Nach Ansicht der
Initiative wird daher nicht die Meinungsfreiheit
einzelner Extremisten eingeschränkt, sondern die
Freiheit, sich ungehindert aus allen öffentlichen
Quellen zu informieren. Davon betroffen wären
insbesondere auch Journalisten, denen somit die
umfassende Recherche auch zu kritischen Themen
erschwert würde.
Fatal findet dies auch der Berliner Journalist
Burkhard Schröder, ebenfalls Initiator der
Erklärung.
"Ausblenden und Wegschauen sind noch nie geeignete
Mittel gewesen" so Schröder. "Wer 'über' und
'gegen' rechts aufklären will, muss die
betreffenden Seiten anschauen - was sonst?". Der
Rechtsextremismus-Experte ergänzt: "Wie sollte man
sich anders über Rechtsextremismus informieren -
indem man nur das Gute, Schöne und Wahre zur
Kenntnis nimmt? Eine derart selektive
Informationsgewinnung kann nicht zur Aufklärung
führen."
Gegenwind bekommt die Bezirksregierung Düsseldorf
aus allen Richtungen: Die Zugangsanbieter werfen
ihr vor, sich nicht an Absprachen zu halten,
Internet-Experten und Juristen bemängeln
unzureichende Internet-Kenntnisse, und selbst in
den eigenen politischen Reihen sieht Jörg Tauss,
SPD-Internetexperte im Bundestag, die
Sperrverfügung als "in politischer Perspektive
fehlgeleitet und in rechtlicher Hinsicht
unhaltbar". Alvar Freude von ODEM.org findet
deutlichere Worte: "Was ist von einer
Aufsichtsbehörde zu halten, die von dem Medium, das
sie kontrollieren möchte, offensichtlich nicht die
leiseste Ahnung hat?"
Weitere Materialien zum Thema und Verweise zu Quellen:
http://odem.org/informationsfreiheit/material.html
Infos über Regierungspräsident Jürgen Büssow
Pressemeldung Online:
http://odem.org/informationsfreiheit/presse.html
Kontakt:
Alvar Freude
alvar@odem.org
(01 79) 13 46 47 1
Ludwig-Blum-Straße 37
70327 Stuttgart
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