  | 
	  | 
	  | 
	  | 
	|   | 
	
	
	Gesammelte E-Mails 
	
	Von  Dragan Espenschied und Alvar C.H. Freude, 06.01. 2001, 16:06:45
  
	
	Die drei relevanten Nachrichten zur Aufdeckung des Experiments | 
	  | 
	|   | 
	
	
		
		| Aus den folgenden E-Mails wurden die Namen und E-Mail-Adressen entfernt. Sie enthalten Reaktionen auf die Aufdeckung des Experiments. | 
	 
	  | 
	|   | 
	
	 Die Sicherheits-Lücke | 
	  | 
	
	  | 
 
	  | 
	
	
	
		From: XXX <XXX@mail.merz-akademie.de>
 
To: ALLE <ALLE>
 
Date: Thursday, December 07, 2000, 10:24:12 AM
 
Subject: computer-hack
 
 
Hallo, ich möchte nur kurz mitteilen, daß durch den Computer-Hack von Alvar
 
Freude die Möglichkeit eines Sicherheitslecks besteht.
 
 
YYY hat mich darauf hingewiesen, er teilte mir unter anderem mit:
 
 
 
" Weiter ist dazu noch zu sagen, wenn der Studentensever
 
als Proxy eingestellt ist, kann dort ALLES mitprotokolliert werden, was
 
mit internet zu tun hat!!! (Passwörter, Kreditkarten Nr. ....)"
 
 
 
Da dies bei einigen Rechner über längere Zeit der Fall war, könnte
 
dies geschehen sein, muss aber nicht.
 
 
Grüsse
 
XXX  | 
	 
	  | 
	  | 
 
	  | 
 
 
  
 | 
	  | 
| 
	Nach dieser Nachricht des Leiters der Medienwerkstatt rechneten wir mit weiteren konkreten Beschwerden oder zumindest genaueren Fragen. Wir sahen uns unter Zugzwang und verfassten am nächsten Tag die folgende E-Mail. Diese wurde jedoch von den meisten Studenten ignoriert oder nicht verstanden. | 
	  | 
	|   | 
	
	 Bekanntgabe des Projektes | 
	  | 
	
	  | 
 
	  | 
	
	
	
		From: Dragan Espenschied <dragan.espenschied@mail.merz-akademie.de>
 
To: ALLE <ALLE>
 
Date: Friday, December 08, 2000, 10:23:56 PM
 
Subject: Internet-Manipulation an der Merz Akademie  Hintergründe und wie es abgeschaltet werden kann
 
 
___ Neues aus dem Hacker-Hauptquartier
 
    von Dragan Espenschied und Alvar Freude
 
 
::: dragan.espenschied@merz-akademie.de :::
 
::: alvar.freude@merz-akademie.de       :::
 
 
Guten Tag,
 
 
unser von XXX angesprochene »Computer-Hack«
 
funktioniert folgendermaßen: Wir haben im Rahmen unserer
 
Diplom-Arbeit eine selbst entwickelte Proxy-Software auf dem
 
SP_OL-Server installiert. Was ein Proxy genau ist, kann hier
 
nachgelesen werden:
 
 http://www.linofee.org/~elkner/proxy/Knowledge/german.shtml
 
 
Kurz zusammengefasst regelt ein Proxy die Verbindungen von
 
Rechnern innerhalb der Akademie hinaus ins Internet. Das
 
bedeutet, dass alle Anfragen an und alle Antworten vom Internet
 
durch diesen Proxy fließen.
 
 
Unsere Proxy-Software bietet die Möglichkeit, aufgrund von
 
Schlüsselwörtern in den Adressen und Inhalten von Webseiten die
 
Inhalte zu manipulieren. Wer sich beispielsweise über die
 
»International Penpals Association« in diversen
 
Freemail-Diensten, der Meldemöglichkeit für »anstößige Inhalte«
 
in Suchmaschinen, eine penetrante Werbeanzeige der
 
»Internetregierung« oder darüber, dass Kohl auf einmal wieder
 
Kanzler ist, gewundert hat: Das waren wir.
 
 
Wir sammeln keinerlei personenbezogene Daten und protokollieren
 
weder Passwörter noch Kreditkartennummern. Aus verschlüsselten
 
Verbindungen hält sich unser Proxy vollkommen heraus. Wer sich
 
für die genaue Funktionsweise der Software interessiert, kann
 
gerne einen Termin mit uns ausmachen, wir führen sie dann im
 
Detail vor.  Für Personen, die uns weiterhin verdächtigen, ist
 
vielleicht folgende Neuigkeit interessant:
 
 
In jedem Netzwerk, auch scheinbar dezentral organisierten,
 
können alle Daten, die durch das Netz fließen, an gewissen
 
Knotenpunkten protokolliert werden. Diese Knotenpunkte sind
 
nicht durch bestimmte Verkabelung oder ähnliche physikalische
 
Bedingungen festgelegt; so war es uns möglich, den
 
SP_OL-Server als neuen Knotenpunkt einzusetzen.
 
 
Auch durch den offiziellen Firewall der Akademie fließt
 
ausnahmslos aller Netzverkehr: Nicht nur Web-Zugriffe, wie bei
 
unserem Proxy, sondern auch E-Mail-Nachrichten, Passwörter,
 
Napster-Aufrufe oder ICQ-Botschaften.  Dennoch käme es uns
 
niemals in den Sinn, YYY vorzuwerfen, er wolle
 
Kreditkartennummern ausspähen.
 
 
Danach fließt alles zum Provider der Akademie, Tesion, weiter.
 
Und auch Tesion gibt die Daten nicht weiter in ein "freies
 
Internet", das niemandem gehört und von niemandem kontrolliert
 
wird. Das Internet ist ein hierarchisches System, in dem kleine
 
Netzwerke an immer größere angeschlossen werden. Wer
 
Kreditkartennummern oder sonstige geheime Daten unverschlüsselt
 
ins Netz gibt, »vetraut« auf die Anständigkeit hunderter
 
Serverbetreiber.
 
 
Das Thema unserer Diplomarbeit sind Machtstrukturen im Internet.
 
Was wir hier noch als Demonstration durchgeführt haben, kann
 
schon bald zum standardisierten Mittel für Überwachung und
 
Zensur werden: Unter dem Vorwand von Jugendschutz, Durchsetzung
 
von Urheberrechten, lächerlichen Softwarepatenten, einer
 
angeblichen »Nazi-Schwemme« im Internet und selbstverständlich
 
der allgegenwärtigen Kinderpornografie werden heute politisch
 
die Weichen zu einem Internet gestellt, das man beim besten
 
Willen nicht mehr als frei bezeichnen könnte. Staaten wie
 
Frankreich, Australien, Saudi Arabien, Serbien und China sind
 
schon auf dem besten Wege dort hin, oder bereits angekommen. Die
 
USA und Deutschland haben zudem besonders offene Ohren für die
 
Interessen von Medienkonzernen, die das Netz in einen
 
blitzsauberen Distributionskanal für ihre Inhalte verwandeln
 
wollen, in dem genau feststellbar ist, wer wann wessen
 
»geistiges Eigentum« abgerufen hat.
 
 
»Gefahr für die Freiheit«
 
 http://www.zeit.de/2000/46/Wirtschaft/200046_lessig.html
 
 
Frankreich hat mit der Anonymität im Internet Schluss gemacht
 
 http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/te/8313/1.html
 
 
Zensur von Internetinhalten in Australien
 
 http://www.telepolis.de/tp/deutsch/inhalt/te/5957/1.html
 
 
Unsere Manipulationen mussten im Geheimen ablaufen. Durch das
 
Experiment wollen wir herausfinden, wie weit man gehen kann, wie
 
offensichtlich eine Manipulation sein muss, bis sie bemerkt
 
wird, und wie die Reaktionen darauf aussehen. Gleichzeitig
 
wollen wir verdeutlichen, dass das Internet aus Software
 
besteht, und diese ist keinesfalls gottgegeben und
 
unveränderlich: Wer die entsprechenden Möglichkeiten hat --
 
darunter der Gesetzesgeber, Softwarekonzerne und Netz-Betreiber
 
-- kann die Funktionsweise des Netzes an eigene Interessen
 
anpassen.
 
 
An der Auswertung der Daten arbeiten wir momentan.
 
 
 
Wir stellten den Proxy manuell für alle Browser ein, die frei
 
für Studenten zugänglich sind, außer im Keller. Wie der
 
Manipulations-Proxy von jedem einfach aus den
 
Browser-Einstellungen entfernt werden kann (wenn noch nicht
 
geschehen), steht unter
 
 http://www.merz-akademie.de/~alvar.freude/diplom/
 
 
 
Dragan & Alvar
 
 
::: dragan.espenschied@merz-akademie.de :::
 
::: alvar.freude@merz-akademie.de       ::: | 
	 
	  | 
	  | 
 
	  | 
 
 
  
 | 
	  | 
| 
	Durch Gespräche mit Studenten erfuhren wir, dass die E-Mail zu lang war  nach zwei Absätzen gaben die meisten nach eigenen Angaben auf. Als Botschaft kam an, dass schon alles irgendwie in Ordnung sei. | 
	  | 
	|   | 
	
	 Beschwerde aus dem Praxis-Semester | 
	  | 
	
	  | 
 
	  | 
	
	
	
		From: ZZZ <ZZZ>
 
To: alvar.freude@merz-akademie.de <alvar.freude@merz-akademie.de>
 
Date: Saturday, December 09, 2000, 9:52:25 AM
 
Subject: euer studentenserver
 
 
Ich mus sagen das ich es ziemlich dreist finden
 
was ihr da so mit den »eurem« studentenserver
 
und so anstellt wenn bestimmt bei manchen leuten
 
persönliches zeug und anderes draufliegt.
 
das genau ihr immer die ersten gewesen seid
 
die über irgendwelche »verbrechen« am server
 
gemault haben wundert manche leute dann schon
 
aus dem grund lege ich keine daten da mehr ab
 
 
ZZZ & zzz 5 semester
 
 
-- 
 
Sent through GMX FreeMail   http://www.gmx.net
 
 | 
	 
	  | 
	  | 
 
	  | 
 
 
  
 | 
	  | 
	Diese Studenten haben augenscheinlich nicht verstanden, dass unser Proxy keinerlei Daten auf Festplatten verändert, sondern lediglich als Filter zwischen jedem beliebigen Server und dem Browser fungiert.
 
 
Außerdem hatten die beiden auf dem Studenten-Server noch nicht einmal einen Account und konnten daher auch keine Daten dort ablegen. Eventuell verwechselten sie also den offiziellen Fileserver, auf dem alle Studenten ihre Daten speichern, mit dem Studenten-Server, der für den networking-Schwerpunkt oder aufwändigere Netzprojekte verwendet wird. | 
	  | 
	|   | 
	  | 
	  | 
	|   | 
	
	  | 
	|   | 
	
	 
	 |