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Internet-Filter an Schulen: kontraproduktiv und schädlich

Webwasher deklariert NPD-Propaganda-Seite als "Bildung"

von ODEM-Team (08.09. 2004, 15:26:44)    



[1] Markus Beckedahl berichtet in seinem Blog von der Sitzung

Am heutigen Mittwoch fand im Abgeordnetenhaus Berlin eine Sitzung des Medienausschusses auf Antrag der CDU statt, die Internet-Filter an allen Berliner Schulen fordert.[1] Aus diesem Anlass haben wir einen kleinen Beitrag zum Thema Internet-Filter an Schulen (PDF) verfasst. Recherchen ergaben eine erschreckende Fehleranfälligkeit von Filtern.



[2] hier ist wird der SmartFilter eingesetzt

[3] Beides getestet am 7. September 2004; für Details siehe das PDF

So deklariert Webwasher eine NPD-Propaganda-Seite (Seite im Web-Archiv) zum NPD-Verbotsverfahren als »Bildung«. Auch an Baden-Württembergs Schulen sind diese und viele weitere Nazi-Seiten trotz Filter[2] erreichbar.[3]

Zwar wäre gerade in Schulen eine verstärkte kritische Auseinandersetzung mit rechtsextremistischen Gedanken wünschenswert. Dazu gehört auch das Lesen von Original-Quellen, und das kann selbst eine NPD-Webseite sein. Dieses Beispiel zeigt aber, dass Filtersysteme eben nicht so funktionieren wie sie sollen. Denn das Label »Bildung« ist im allgemeinen positiv besetzt und wird als Qualitätssiegel verstanden. Und davon kann man bei einer einseitigen, propagandistisch ausgerichteten Webseite nun nicht wirklich reden.


Internet-Filter sind abzulehnen

 

Mit der fortschreitenden Verbreitung des Internet in unserer Gesellschaft wächst mehr und mehr die Angst vor dem (scheinbar) undurchschaubaren Netz – dem bösen Netz? Journalisten berichten über Schund und Schmutz, den es im Internet an jeder Ecke zu sehen gäbe und der unaufhaltsam in jedes Kinderzimmer hinein strahle. Eltern müssten in diesem offenbar sexbesessenen, rechtsradikalen und menschenverachtenden Umfeld um die geistige Gesundheit ihrer Sprösslinge fürchten.

Wir müssen diese Ängste ernst nehmen.

Nichtsdestotrotz sind Internet-Filter kein taugliches Mittel, um Kinder und Jugendliche vor gefährlichen Inhalten zu schützen. Sie suggerieren einen »Schutz« vor unerwünschten Inhalten, den es nicht gibt. Internet-Filter sperren zu viele Inhalte und beschränken, je nach Einstellung, das Internet auf einen kleinen, kommerziellen Teil des WWW. Eltern, Lehrer und Politiker wiegen sich in Sicherheit. Gleichzeitig werden aber sehr viele bedenkliche Websites nicht gesperrt. Dieses Problem ist technisch nicht in den Griff zu bekommen: Filtersysteme haben prinzipiell zu viele unerwünschte Nebenwirkungen.

Internet-Filter konditionieren Kinder und Jugendliche auf eine unfreie Gesellschaft, in der Überwachung und Kontrolle das eigene Verhalten bestimmt und hemmt. Gleichzeitig beeinträchtigen sie die Erlangung von Medienkompetenz und degradieren die Betroffenen zu unmündigem Klickvieh. Internet-Filter sind in Anschaffung und Betrieb im Verhältnis zu ihrem zweifelhaften Nutzen zu teuer und aufwendig.

Internet-Filter sind weitestgehend abzulehnen.

Weiter und Details: PDF über Internet-Filter an Schulen

Siehe auch:

Unterschreiben auch Sie!
Schon 27036 Unterschriften gegen aufgezwungene Internet-Filter.
(Infos | Statement | MP3s)

Pressestimmen 2006
Über die Verhandlung beim Oberlandesgericht

Revisionsverhandlung gegen Netzaktivisten steht an
Bericht von der Verhandlung von Monika Ermert bei Heise Online.

Revisionsverhandlung gegen Netzaktivisten steht an
Bericht vor der Verhandlung mit weiteren Informationen bei Heise Online.

Pressestimmen 2005
Über den Freispruch durch das Landgericht

Freispruch für Internetaktivisten
Artikel von Ricarda Stiller in der Stuttgarter Zeitung vom 17. Juni 2005, Politik, Seite 2.

Freispruch im Hyperlink-Prozess
Meldung im Heise Newsticker.

Freispruch für Netzaktivist Alvar Freude
Meldung beim IT-News-Dienst golem.de.

Freispruch in der zweiten Instanz
Thomas Hochstein berichtet von der Verhandlung.

Hyperlink-Prozess: »Essenzielle Fragen der Meinungs- und Informationsfreiheit«
Monika Ermert berichtet bei Heise-Online im Vorfeld der Verhandlung.

Pressestimmen 2004
Zur Verurteilung durch das Amtsgericht

Volksverhetzer oder Bürgerrechtler?
ZDF/heute.de: Auch ohne Hintergrundwissen gut verständlicher Bericht von der Verhandlung von Mario Sixtus.

German fined for publishing neo-Nazi web links
Monika Ermert berichtet im britischen Online-Magazin The Register.

Netzaktivist wegen Hyperlinks zu Geldstrafe verurteilt
Meldung bei Heise Online

Weitere Berichte erschienen u.a. in den Print-Ausgaben der Frankfurter Rundschau, der Stuttgarter Zeitung und den Stuttgarter Nachrichten. Eine Übersicht über diverse Blog-Beiträge findet sich in der Prozessankündigung

Pressestimmen 2003
Im Zusammenhang mit den Ermittlungen und den Strafanzeigen

Das FreedomFone
Mario Sixtus schreibt in der de:Bug wie die Bezirksregierung Düsseldorf mit Lügen und falschen Anschuldigungen versucht, Kritiker mundtod zu machen. Unter anderem behauptete sie, auf der ODEM-Website würden Nazi-Inhalte stehen: »Es geht nicht um Links. Herr Freude hat diese illegalen Inhalte in seine Seite eingearbeitet!«

Dann bleibt nur noch die Mickey Mouse
Oliver Gassner in der Stuttgarter Zeitung (Ausgabe vom 19. November 2003) zu den Sperrverfügungen, der Strafanzeige und den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft.
(Kurz | Lang | € Original)

Deutschlands leise Schritte zur Internetzensur?
Politik-Digital berichtet über den Fall und welche Märchen die Bezirksregierung Düsseldorf auftischt.

Telepolis: Berufsverbot für Mediendesigner?
Dieser Bericht stellt einige Zusammenhänge dar

Internet oder Deutschland-Net?
Stefan Krempl in c't aktuell über »Brisante Hintergründe zu Web-Sperrungen in Nordrhein-Westfalen«

Staatsanwalt droht Netzaktivist mit Berufsverbot
Meldung im Heise Newsticker

Macguardians: Satire und Aufklärung ist nicht jedermanns Sache
Bericht über die Strafanzeige der Bezirksregierung und die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft

 

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